In den Jahren 2012 bis 2014 wurde das vom Landschaftsverband Rheinland geförderte Projekt "Kindheitswiesen“ durchgeführt.

Am Niederrhein sind viele Naturschutzgebiete von Wiesen und Viehweiden geprägt. Ein Teil dieser Grünlandflächen ist in öffentlichem Eigentum und wird seit Jahrzehnten extensiv bewirtschaftet. Extensive Nutzung bedeuten u. a. eine stark eingeschränkte Düngung und der Verzicht auf Pestizideinsatz. Im Gegenzug ist der Pachtpreis solcher Flächen  für den/die Landwirt*in relativ gering.

Solche Nutzungsbeschränkungen sind unerlässlich, wenn man blumen- und kräuterreiches Grünland erhalten will. Unter der üblichen intensiven Bewirtschaftung sind Grünlandflächen heute nämlich äußerst artenarm.

Extensiv bewirtschaftete Wiesen unterscheiden sich also von modernem Intensivgrünland durch zeitweilige bunte Blühaspekte. Sie sind deshalb für zahlreiche heimische Tierarten (u.a. Hummeln, Tagfalter) wertvoll und lebensnotwendig.

Bei Kartierungen wurde allerdings festgestellt, dass einige Naturschutzwiesen trotz langjähriger Extensivierung immer noch sehr artenarm sind. Hinsichtlich der Nährstoffverhältnisse müssten sie längst für konkurrenzschwache Wiesenblumen geeignet sein. Offensichtlich ist es mancherorts für Wiesenblumen sehr schwierig in eine dichte Grasnarbe einzuwandern.

Auf solchen artenarmen Flächen wurde im Rahmen des vom Landschaftsverband Rheinland geförderten Projektes "Kindheitswiesen" die Neuansiedlung von heimischen Wiesenkräutern gezielt vorgenommen.

In den Jahren 2012-2014 wurden auf ausgewählten artenarmen Wiesen breite Streifen gefräst, um die vorhandene Grasnarbe zu beseitigen. Auf diesen Einsaatstreifen wurde anschließend regionales Wiesenkräuter-Saatgut ausgesät.

Die von uns verwendeten Samen stammten größtenteils aus dem Naturschutzgebiet "Hübsche Grändort" südlich von Rees, wo eine Saatgutfirma eine außerordentlich artenreiche Wiese mit dem Mähdrescher abgeerntet hatte. Die Saatgutmischung wurde ergänzt durch einige Pflanzenarten, die von der Biologischen Station Bonn künstlich vermehrt worden sind  sowie durch einige Wiesenkräuter, die auf Salmorth und am Grietherorter Altrhein per Hand von Wildpflanzen abgesammelt worden sind.  Im Saatgut sind u.a. Gemeine Schafgarbe, Spitz-Wegerich, Roter Wiesenklee, Hornklee, Hopfenklee, Wiesen-Platterbse und Scharfer Hahnenfuß enthalten aber auch recht selten gewordene Blumen wie Wiesen-Storchschnabel, Acker-Witwenblume, Wiesen-Margerite, Wiesen-Kümmel, Kleiner Klappertopf, Wiesen-Bocksbart und Wiesen-Flockenblume.

In den Folgejahren wurde die Vegetationsentwicklung auf diesen (insgesamt 10) Einsaatstreifen kontrolliert und dokumentiert.

Fazit: Auf allen Flächen ist die Anlage kräuterreicher Wiesenbestände gelungen. Stellenweise haben sich sogar recht seltene Wiesenblumen etablieren können. Einige von den wiederangesiedelten Arten haben sich auch schon ins angrenzende Grünland ausgebreitet wie z.B. der Wiesen-Pippau.

Bei den Begehungen konnte gut beobachtet werden, dass zahllose blütenabhängige Insekten durch Blütenreichtum und Kräutervielfalt in den Streifen angelockt werden und dadurch auch andere Tierarten wie Schwalben und Libellen gefördert werden. Die bunten Wiesenstreifen erfüllen eine wichtige Funktion als Nahrungs- und Lebensraum unserer heimischen Tierwelt.  Nicht zuletzt profitieren aber auch erholungssuchende Naturliebhaber*innen von bunten, reichhaltig besiedelten Wiesen.