LVR-Projekt Lebendige Kindheitswiesen – Schmetterlinge und Co.

Früher war artenreiches Extensivgrünland in der Rheinaue typisch für den Unteren Niederrhein. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten jedoch geändert, weil nach und nach viele Flächen in ihrer Nutzung intensiviert oder in Ackerland umgewandelt wurden. Intensive Grünlandnutzung bedeutet, dass mehr Dünger und Herbizide eingesetzt oder die Beweidung intensiviert wurden. Diese Bedingungen begünstigen wenige Grasarten, die langfristig sämtliche Kräuter und Blumen verdrängen, die ansonsten auch im niederrheinischen Grünland heimisch wären. Größere, zusammenhängende Extensivgrünlandbereiche gibt es heute nur noch in den Naturschutzgebieten und wenn die Flächen in öffentlichem Eigentum sind. Weil der Verzicht auf Düngung und Pestizide aber eine Nutzungseinschränkung im Vergleich zu intensiv genutzten Flächen bedeutet, ist der Pachtpreis relativ niedrig.

Die extensive Nutzung ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass sich pflanzenarten- und damit auch blütenreiches Grünland halten kann. Durch die Pflanzenvielfalt auf der Fläche, die übers Jahr auch immer wieder verschiedene Blühaspekte hervorbringt, sind diese Flächen auch besonders attraktiv für viele heimische Tierarten, wie Insekten, Kleinsäuger und Vögel. Eine (pflanzen-)artenreiche Grünlandfläche kann so einen Grundstock für die Nahrungskette bilden.

Ist eine geschlossene Grasnarbe aber einmal fest etabliert, führt auch eine Extensivierung nicht automatisch zu einer erhöhten Artenvielfalt in der Krautschicht, da sie zu konkurrenzstark ist. Eine Möglichkeit dies zu ändern ist, heimische Wiesenkräuter aus Regiosaatgut gezielt anzusäen. Dies haben wir in den Jahren 2012 bis 2014 durch ein vom Landschaftsverband Rheinland gefördertem Projekt mit dem Namen „Kindheitswiesen“ erfolgreich gemacht. Weitere Infos zum LVR-Projekt „Kindheitswiesen“ finden Sie hier.

Im Nachfolgeprojekt „Lebendige Kindheitswiesen – Schmetterlinge und Co“ wollen wir bis 2024 auf den eingesäten Flächen die Verbreitung bestimmter Insektengruppen erfassen, um zu schauen, ob der botanische Erfolg der Einsaat auch positive Auswirkungen auf die Tierwelt hat. Dazu haben wir uns Tagfalter, Heuschrecken und allgemein Blütenbesucher ausgewählt und vergleichen deren Vorkommen auf artenarmen Grünlandflächen, den damals eingesäten Kindheitswiesenflächen und vergleichbaren artenreichen Grünlandflächen in den Naturschutzgebieten Bienener Altrhein, Grietherorter Altrhein und Salmorth. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen wollen wir außerdem aufbereiten, um sie auf Exkursionen nutzen zu können und bei Beratungen für weitere interessierte Flächenbesitzer mit einbeziehen zu können. Nähe Informationen zur Bereitstellung von Regiosaatgut gibt es auf der Homepage des Landschaftsverbands Rheinland.

 

Das Projekt wird vom Landschaftsverband Rheinland im Rahmen des Netzwerkes Kulturlandschaft gefördert.