Einsaat
Eine gut entwickelte Grasnarbe ist sehr konkurrenzstark. Wiesenblumen und -kräuter können sich auf natürliche Art nur sehr schwer etablieren. Das gilt sowohl für die natürliche Verbreitung als auch für künstliche Einsaat und betrifft landwirtschaftliche Grünlandflächen genauso wie den heimischen Rasen im Garten.
Im Rahmen des Projekts „Lebendige Kindheitswiesen“ haben wir im Frühjahr 2022 auf drei Grünlandflächen im Naturschutzgebiet Grietherorter Altrhein Wildblumenstreifen von jeweils ca. 3000 m² Größe mit Regiosaatgut angelegt. Das Regiosaatgut haben wir bei der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft e.V. bekommen. Bei den ausgewählten Flächen handelt es sich um ehemals intensiv bewirtschaftetes Grünland, das bereits seit einigen Jahren extensiv bewirtschaftet wurde. Wie zu erwarten war, hatte sich in den letzten Jahren keine artenreiche Vegetation gebildet.
Damit die Einsaat erfolgreich ist sind mehrere Schritte notwendig. Zuerst muss die alte Grasnarbe aufgebrochen werden. Im großen Stil geht das am besten mit einer Wiesenfräse. Damit das Gras auch wirklich abstirbt muss die Fläche im Abstand von drei bis vier Wochen zweimal gefräst werden. Ansonsten treiben zu viele Grasbüschel direkt wieder aus und würden die eingesäten Pflanzen verdrängen.
Wir haben uns dazu entschieden das Regiosaatgut per Hand auszusähen. Dazu mischt man das Saatgut mit Sand und füllt es in einen Behälter, den man sich vor den Bauch hängen kann. Mit dieser Technik haben Landwirte viele Jahrhunderte lang Saatgut auf Feldern ausgesät oder lückige Stellen im Grünland ausgebessert. Beim Ausbringen selbst muss man auf eine gute Verteilung achten.
Nach der Ansaat muss die Fläche noch angewalzt werden. Das ist wichtig, damit die zarten Würzelchen der Keimlinge direkt Bodenkontakt bekommen. So kommen sie besser an Wasser und laufen nicht Gefahr direkt wieder zu vertrocknen. Anschließend ist gleichmäßiger Niederschlag wichtig. Im Laufe der nächsten Wochen keimen die meisten Pflanzen. Der jeweilige Landwirt spart die Einsaatstreifen bei der ersten Mahd aus, sodass sich die Pflanzen richtig etablieren können. Der Sommer 2022 war leider wieder sehr trocken. Das hat die Entwicklung der Einsaatstreifen sicher beeinflusst. Da sich unter den eingesäten Arten aber auch mehrjährige Pflanzen befinden, ist die Entwicklung im nächsten Jahr besonders spannend.