Im Rahmen des Euregio-Projekts „Die Grün-Blaue Rhein-Allianz“ hat das Naturschutzzentrum vor allem nach Fischottern gesucht. Ursprünglich in ganz NRW heimisch, sind sie hier bereits vor mehreren Jahrzehnten ausgestorben. Gründe dafür waren die Bejagung (Fischotter galten als „Schädling“, da sie in direkter Nahrungskonkurrenz zum Menschen standen) und die starke Umweltverschmutzung. In den letzten Jahren haben sich allerdings in den Niederlanden und im Münsterland stabile Populationen entwickelt, die sich auch an den Unteren Niederrhein ausbreiten könnten. Aber selbst, wenn sie hier wieder flächendeckend vorkommen sollten, ist es sehr unwahrscheinlich sie von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Sie meiden den Kontakt zum Menschen und sind größtenteils nachtaktiv. Um sie zu finden muss man deshalb nach versteckten Spuren suchen, wie Kothaufen oder Fußabdrücken. Zusätzlich kann man Fotofallen einsetzen. Entlang von bestimmten Gewässerläufen waren viele Fotofallen im Einsatz. Sie mussten alle so platziert sein, dass sich die Tiere möglichst lange vor der Kamera aufhalten. 

Kurz vor Abschluss des Projekts konnte tatsächlich ein Fischotter gefunden werden, der bis heute (Stand Februar 2023) in der Region lebt. Um das Tier nicht zu gefährden, werden wir den genauen Standort nicht verraten. Es handelt sich dabei um ein Männchen, das seither noch erfolglos auf der Suche nach einer Partnerin ist.

Um den Fischotter soll es hier aber gar nicht gehen. In der Projektlaufzeit konnten mehrere Hunderttausend, bis Millionen Bilder ausgewertet werden. Dabei kamen immer wieder andere spannende Beobachten zustande.

Zum Beispiel Biber. Einst in der Region mit wenigen Tieren wieder ausgewildert, sind heute weite Teile des Unteren Niederrheins besiedelt. An vielen Flüssen und Seen lassen sich Biberspuren wie abgenagte Bäume oder die sogenannten Biberrutschen finden. Bei einer Fotofalle lässt sich regelmäßig eine ganze Biberfamilie blicken. Mindestens zwei verschiedene Alttiere und ein Jungtier wurden gefilmt. Im Laufe der Zeit konnten wir sowohl das Heranwachsen der einen Jungbibergeneration beobachten, als auch den Zeitpunkt, als neuer Nachwuchs dazu kam.

An der gleichen Stelle ließ sich außerdem ein paar Wochen lang regelmäßig ein Jungfuchs blicken. Füchse sind nur selten auf den Fotos zu sehen. Sie sind sehr vorsichtig, wenn es um menschliche Gerüche geht. Dieses Exemplar scheint aber noch keine schlechten Erfahrungen mit den Menschen gemacht zu haben.

Für einen besonders skurrilen Moment hat ein Reh gesorgt. Es entleerte mehrfach seine Blase in einen Bach direkt vor einer der Kameras.

Auf den meisten Bildern sind aber Wasservögel zu sehen. Stockenten und Blässrallen sind an nahezu allen Gewässern zu finden, über den Sommer auch immer wieder mit Küken. Über die Anzahl und das Alter der Küken bekommt man schnell einen Überblick, wie viele Brutpaare es in der Nähe gegeben hat.

Viele Uferstellen werden von Reihern für die Nahrungssuche genutzt. In den Wintermonaten dominieren die weißen Silberreiher, während im Sommer fast ausschließlich Graureiher zu sehen sind. Ein Exemplar ist dabei besonders erwähnenswert. Dieser Graureiher versuchte längere Zeit einen großen Aal zu erbeuten, bis er ihn endlich hatte. Die Fotofalle konnte sogar ein Video davon aufnehmen. 

Neben diesen häufigeren Arten gab es aber auch ein paar unerwartete Highlights. Einmal stocherte eine in Deutschland vom Aussterben bedrohte Bekassine vor einer Fotofalle mit ihrem langen Schnabel auf der Suche nach Nahrung im Boden herum. Außerdem schwamm eine Gruppe Mandarinenten an einer anderen Fotofalle vorbei. Mandarinenten stammen ursprünglich aus Ostasien. Erfolgreiche Brut ist für den Unteren Niederrhein bisher nicht bekannt, aber kleine Grüppchen kommen immer mal wieder vor. Sie sind klassische Gefangenschaftsflüchtlinge.

Leider gar nicht mehr so selten sind Schildkröten, die von ihrem ursprünglichen Halter ausgesetzt werden, weil sie zu groß wurden oder weil der Halter das Interesse verloren hat. Das ist wohl auch der Ursprung einer Schildkröte, die ihren Weg an einer Fotofalle vorbei gesucht hat, um ein Wehr zu umgehen. Durch die Trockenheit im Sommer 2018 war ihre Seite des Gewässers nahezu trockengefallen. Ein Umstand, der sich in den folgenden Jahren leider regelmäßig wiederholt hat.

Der Film kann nur einen sehr kleinen Ausschnitt der vielen tierischen Beobachtungen zeigen. Auch wenn das Projekt  „Grün-Balue Rhein-Allianz“ vorbei ist, haben wir in verschiedenen Projekten immer noch diverse Fotofallen im Einsatz. In unregelmäßigen Abständen informieren wir darüber auf unserem Instagram-Kanal.