Wildgänse sind vor allem gefährdet...

... durch den Verlust der Lebensräume

In den Überwinterungsgebieten benötigen die Wildgänse großflächige zusammenhängende Feuchtgebiete als Nahrungs- und Ruheflächen. Die zunehmende Zergliederung und die intensive Nutzung der Landschaft (Straßen- und Siedlungsbau, Abbau von Rohstoffen, etc.) führen jedoch zu einem immer stärkeren Verlust dieser Lebensräume. Gleiches gilt auch für die Rastgebiete, welche die Gänse auf ihrem langen Zugweg dringend benötigen.

Häufig werden die Gänse durch unvorsichtiges Verhalten der Beobachter sowie durch freilaufende Hunde zur Flucht gezwungen. Das Auffliegen bei Störungen kostet die Tiere viel Energie. Im Winterquartier müssen sie jedoch die verbrauchten Fettreserven für den Rückflug im Frühjahr und die dann beginnende Brutzeit wieder auffüllen. Dafür muss jede Gans etwa 8 Stunden am Tag ungestört äsen. Je häufiger sie aufgescheucht werden, desto mehr Nahrung müssen die Gänse suchen! Sie konzentrieren sich dann in den verbleibenden Ruhezonen und können dort Schäden anrichten. In solchen Fällen leistet das Land Ausgleichszahlungen an die betroffenen Landwirte. Hubschrauber, Heißluftballons, Kleinflugzeuge und Drohnen in geringer Höhe vertreiben die Gänse ebenfalls von ihren Äsungsflächen.

In Nordrhein-Westfalen genießen die arktischen Wildgänse eine ganzjährige Schonzeit. Nur die Grau-, Nil-, und Kanadagans, die auch hier brüten, dürfen in NRW vom 16. Juli bis 31. Januar bejagt werden. Eine Ausnahme ist neben der Weseraue auch der Untere Niederrhein (siehe Karte). Hier ist die Jagdzeit bis zum 14. Oktober verkürzt, um Verwechslungen mit den arktische Gänsen auszuschließen.

In anderen Bundesländern und in den meisten europäischen Staaten, z.B. Frankreich, Belgien, Polen und Russland ist die Jagd auf Wildgänse generell erlaubt, in den Niederlanden mit Einschränkungen. Daher sind sie besonders auf dem Zugweg gefährdet. Durch eine breit streuende Schrotsalve werden neben der abgeschossenen Gans oft auch weitere Tiere im Schwarm z.T. schwer verletzt und verenden später. Röntgenuntersuchungen haben ergeben, dass bei bis zu 60 % der untersuchten Wildgänse Schrotkugeln im Körper steckten (Jönsson et. al. 1985).